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Lange Zeit gab es Kritik am HVV: während andere Unternehmen die Senkung der Mehrwertsteuer größtenteils direkt an ihre Kunden weitergaben, steckte sich der HVV das gesparte Geld erstmal einige Monate in die eigene Tasche. Das soll sich ab September ändern – aber nicht für alle.
Um die Wirtschaft anzukurbeln, hat die Regierung die Mehrwertsteuer für den Zeitraum vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 vorübergehend gesenkt – so weit, so bekannt.
Während beispielsweise die Deutsche Bahn die Senkung direkt an ihre Kunden weitergab, verweigert der HVV so ein Vorgehen. Organisatorisch und technisch sei dieses mit „unverhältnismäßigen Aufwand verbunden“, erklärt die Pressestelle auf Nachfrage.
Gewinne flossen einige Monate in die eigene Tasche
Obwohl der HVV ab dem 1. Juli weniger Steuern an den Staat zahlen muss, blieben die Endpreise für die Kunden gleich. Die Differenz, die hierbei entstand, steckte sich der HVV kurzerhand in die eigene Tasche.
Dass das besonders den Abo-Kunden sauer aufstoß, ist nicht weiter verwunderlich. Die Idee hinter der Senkung der Mehrwertsteuer ist, dass die Senkung bei den Endkunden ankommt, diese dadurch zum vermehrten Konsum angeregt werden sollen und letztendlich so die Wirtschaft wieder in Schwung bringen.
Das klappt natürlich nicht, wenn es Unternehmen wie den HVV gibt, die den Gewinn aus der Steuersenkung kurzerhand einfach für sich behalten.
Vergünstigungen ab September
Diese Kritik scheint nun auch endlich beim HVV angekommen zu sein, in einer Pressemeldung von gestern wurden Vergünstigungen vorgestellt, die ab dem 1. September gelten:
- Auf Fahrkarten, die über die App, HVV-Card oder den Online-Shop gekauft werden, gibt es einen Rabatt in Höhe von 7%, statt wie bisher 3%. Wer weiter am Automaten kauft, geht leer aus.
- Inhaber einer Abo-Karte können täglich ab 11 Uhr eine Person beliebigen Alters und 3 Kinder bis einschließlich 14 Jahren kostenlos mitnehmen. Dies gilt für alle Zeitkarten, also beispielsweise auch für Wochen-, Teilzeit- und Seniorenkarten sowie für SemesterTickets.
- An allen November-Sonnabenden (7.11., 14.11., 21.11. und 28.11.) ist die Nutzung aller HVV-Verkehrsmittel komplett kostenlos. Diese Freifahrt gilt für die Ringe A-F und damit neben Hamburg auch in den Kreisen und Landkreisen Pinneberg, Segeberg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Lüneburg, Harburg und Stade, sowie in Teilen der Landkreise Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Heidekreis, Rotenburg (Wümme) und Cuxhaven.
Technische und organisatorische Hürden
Warum man die gesenkte Mehrwertsteuer nicht früher oder vollständig an die Kunden weitergibt, erklärt der HVV mit den Detail-Tücken: so würden die Automaten als kleinste Münze 5 Cent enthalten, bei „krummen“ Ticketpreisen müssten diese also entsprechend umgerüstet werden.
Auch sei der Aufwand, die Aushänge verbundweit zu aktualisieren, schlichtweg zu hoch.
Argumente, die zwar nachvollziehbar, aber nicht befriedigend sind.
Keine Entlasung für Abo-Kunden
Auf die Frage, welche finanzielle Entlastung es denn für die Inhaber von Abo-Karten, also die treuen Stammkunden, gibt, verwies der HVV lediglich auf die Mitnahmemöglichkeit ab 11 Uhr täglich – mit anderen Worten: die Stammkunden gehen leer aus.
Eine – auch nur anteilige – Erstattung kommt für den HVV ganz offensichtlich nicht in Frage.