Mitte – Auf dem Kiez feierte die LGBT*Q-Community am Wochenende eine Halloween-Party, die Stimmung war ausgelassen, fröhlich und friedlich. Bis eine Gruppe offensichtlich homophober Jugendlicher auftauchte, einige Gäste angriff und dabei verletzte. Zwei Schläger konnten gefasst werden, die Polizei sucht derzeit noch die restlichen Täter.
In der Talstraße gab es in der WunderBar und im Hörsaal am Wochenende eine Halloween-Party, wie viele andere auch in Hamburg: ausgelassene Stimmung, verkleidete Gäste, Süßes und Saures, Alkohol. Einzige „Besonderheit“: hier feierte die LGBT*Q-Community.
Das allein war offensichtlich schon Grund genug für eine Gruppe von fünf bis sieben jungen Männern, um dort wahllos einige der Gäste anzugreifen.
Nachdem sie erst einige Gäste ansprachen und auf übelste Weise homophob beleidigten, wurden sie von den Gästen weggeschickt. Wenige Minuten später erschien die Gruppe jedoch wieder, um die gleichen Gäste, die sie zuvor schon beleidigt haben, direkt mit Schlägen und Tritten anzugreifen.
Türsteher und andere Gäste gingen zwar sofort dazwischen, konnten aber nur noch zwei der Angreifer festhalten. Die Polizei nahm die beiden Täter vorläufig fest, musste sie wenig später aber mangels Haftgründen wieder auf freien Fuß setzen. Die beiden 18-jährigen sind der Polizei bereits aus anderen Gewaltdelikten bekannt, fielen jedoch bisher noch nicht in Zusammenhang mit homophoben Straftaten auf.
Nach den restlichen Schlägern wird aktuell gesucht, eine Vernehmung der Opfer durch die Kriminalpolizei steht derzeit noch aus, die Schläger haben der Polizei gegenüber bisher die Aussage verweigert.
Der Schock bei den Gästen saß tief, einer der überfallenen Männer erklärte auf Instagram dazu: „[…] sind mit dicker Lippe und blutenden Ohren davongekommen. Sind körperlich ok, nur noch in Schock. Wir saßen ganz entspannt vor der WunderBar in unseren Kostümen bis plötzlich 5-7 junge Typen kamen, die einfach auf uns losgegangen sind und angefangen haben, uns ins Gesicht zu schlagen. Aus dem Nichts. […] Homophobia is real Leute. 2021. […]“.
Einige Details schildern die Polizei und die Opfer unterschiedlich: die Polizei gibt an, den Opfern die Behandlung durch einen Rettungswagen angeboten zu haben, was diese angeblich abgelehnt hätten. Die Opfern wiederum geben an, ein solches Angebot von der Polizei nicht erhalten zu haben und sich mit der Situation von der Polizei schnell allein gelassen gefühlt zu haben.
Auch zu einer Vernehmung gibt es unterschiedliche Angaben: die Polizei erklärte, dass eine Vernehmung vor Ort nicht durchgeführt worden sei, weil die Opfer „beide deutlich alkoholisiert“ gewesen sein. Deshalb will das Landeskriminalamt die Vernehmung zeitnah nachholen. Das wiederum wird von den beiden Geschlagenen vehement bestritten, sie hätten nicht viel getrunken und auch gerne weitere Angaben gemacht, die Polizei soll daran in der Nacht jedoch kein Interesse gehabt haben.
Bei der Äußerung zu der Alkoholisierung scheint es sich auch nur um eine Einschätzung der Polizisten zu handeln, ein Alkoholtest sei nach Angabe der Opfer nicht durchgeführt worden..
Der Veranstalter hat ein deutliches Statement abgegeben und Unterstützung angeboten: „[…] Das gesamte Team der WunderBar ist tief getroffen. Wir wünschen den Angegriffenen gute und schnelle Besserung. […] Und meldet euch, wenn ihr Hilfe oder Unterstützung von uns benötigt: mental, juristisch oder einfach nur ein Ohr. […]“
Bereits vor wenigen Wochen ist es der unmittelbaren Nähe bereits schon einmal zu einem ähnlichen Überfall gekommen, ob es hier einen Zusammenhang gibt, ist aktuell Gegenstand der Ermittlungen, bisher geht die Polizei aber nicht davon aus.
Wer Hinweise zu den flüchtigen Tätern geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei zu melden.
Polizei Hamburg
Telefon 040 4286-56789
Wer lieber einen vertraulichen Umgang mit seinen Hinweisen wünscht, kann diese auch über die WunderBar abgeben, oder an die Ansprechpersonen für LGBT*Q-Angelegenheiten der bei der Polizei.
Hierbei handelt es sich um Polizisten, die selber der Community angehören und daher auch „szenekundig“ sind. Oft fällt es Betroffenen einfacher, mit Gleichgesinnten über Erlebnisse zu sprechen und sich dabei nicht schief angeguckt zu fühlen.
Anmerkung der Redaktion: wir haben den Artikel nach einem Gespräch mit den Opfern und der Polizei konkretisiert.